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ESG-Daten: Evolution oder Revolution?

09/01/2023Topics:  Tag CACEIS ESG Tag CACEIS Pension Fund

Das Bewusstsein für den Klimawandel in den Vorstandsetagen ändert sich, und das Klimarisiko rückt zunehmend in den Mittelpunkt. In der Folge verbessert sich auch der Informationsfluss. Pensionseinrichtungen haben zwischenzeitlich Zugang zu zuverlässigeren Daten über ESG- und Klimarisiken und weiten ihren Informationsbedarf zudem auch auf das Biodiversitätsrisiko aus. Immer mehr Pensionseinrichtungen legen Net-Zero Ziele fest. Dies alles sind Anzeichen für einen starken evolutionären Wandel. Aber tun wir auch genug?

Zunächst einmal ist es wirklich ermutigend zu sehen, dass sich die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit von Daten zu ESG- und Klimarisiken in den letzten fünf Jahren verbessert hat. Dies spiegelt auch der stärkere Fokus von Unternehmen auf ihre Corporate Social Responsibility, also ihre soziale Verantwortung, wider. Eine verstärkte Berichterstattung über ökologische, soziale und Governance-(ESG) Faktoren ist die Folge. Es zeigt aber auch die gestiegene Nachfrage nach ESG-Daten seitens der institutionellen Investoren und den Asset Managern, angetrieben durch regulatorische Vorschriften und Erwartungen von den Teilnehmern der bAV.

Hinsichtlich der Klimadaten ergibt sich ein etwas anderes Bild. Nach Angaben unseres Partners für ESG-Daten, Clarity AI, geben nur etwa 17 % der börsennotierten Unternehmen ihre direkten Emissionen an - das sind rund 6.500 Unternehmen weltweit. Auf den ersten Blick erscheint dies wenig, aber der Teufel steckt im Detail. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese 6.500 Unternehmen etwa 74 % der Scope-1-Emissionen aller börsennotierten Unternehmen weltweit (ca. 40-45.000 Unternehmen) ausstoßen. Das bedeutet, dass wir über einen guten Prozentsatz der wirklich relevanten Daten verfügen, obwohl wir als Branche immer noch Schwierigkeiten haben, an Daten zu Scope-3-Emissionen heranzukommen.

Clarity AI report

Drei Viertel der Scope-1-Emissionen entfallen auf Unternehmen, die bereits heute ihre Daten veröffentlichen

Quelle: Clarity AI: Von 40-45.000 börsennotierten Unternehmen melden ca. 17 % ihre CO2-Scope-1-Emissionen. Obwohl sie nur einen kleinen Teil ausmachen, entfallen auf diese rund 6.500 Unternehmen 74 % der Scope-1-Emissionen aller börsennotierten Unternehmen.

Aussagekräftige Daten zu bekommen, ist nur der Anfang. Die Interpretation dieser Daten und ihre korrekte Verwendung sind ebenso entscheidend, Schulung und Ausbildung sind hier wichtig. Bei der Betrachtung von Kohlenstoffemissionen (CO2-Ausstoß) garantieren intensitätsbasierte Ziele beispielsweise keine absolute Emissionsreduzierung. Wenn die Emissionsintensität eines Unternehmens sinkt, sein Produktionsvolumen aber stärker zunimmt, können die absoluten Emissionen dennoch steigen. Deshalb sind Ziele, die auf absoluten Emissionen basieren, transparenter. Wir müssen bei der Überprüfung der Daten unser eigenes Denken und unsere eigene Logik anwenden. Manchmal müssen wir uns die Daten ansehen und uns diese Fragen stellen: Entsprechen sie den Industriestandards? Stehen sie im Einklang mit den Emissionen ähnlicher Unternehmen? Und sind sie plausibel für ein Unternehmen mit einer bestimmten Größe und einem bestimmten Wachstumsmuster?

Was für viele noch verwirrend ist, ist die Variabilität der Daten zwischen den verschiedenen Anbietern von ESG-Daten, es gibt nicht die eine Version der Wahrheit. Wir hoffen, dass wir uns in den nächsten fünf Jahren auf die eine Version zubewegen werden, was mehr als nur eine evolutionäre Veränderung wäre. Eine andere wichtige Veränderung wäre eine stärkere Angleichung der Vorschriften für die Nachhaltigkeitsberichterstattung durch Pensionseinrichtungen und Asset Managern.

Maßnahmen zu Net-Zero

Die größte Chance für die Branche besteht darin, den Weg zur Net-Zero aufzuzeigen. Viele Altersversorgungseinrichtungen haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 oder 2050 Net-Zero zu erreichen. Dies erfordert drei wichtige Schritte. Erstens brauchen wir mehr evidenzbasierte Berichte, vorzugsweise jährlich, und die notwendigen Kriterien, um darzulegen, wie die Net-Zero Ziele erreicht werden. Zu den Kriterien könnten gehören: "Net-Zero ausgerichtet" oder "Net-Zero Ausrichtung", "Emissionsausstoß von Jahr zu Jahr" oder "vollständige Offenlegung der wesentlichen Emissionen" und die Frage, ob die Unternehmen, in die investiert wird, vollständig ausgearbeitete Pläne zur Verringerung des Kohlenstoffausstoßes haben oder nicht.

Die Umstellung auf Net-Zero erfordert auch ein hohes Maß an Zusammenarbeit zwischen Pensionseinrichtungen und Asset Managern. Pensionseinrichtungen haben sehr spezifische Ziele, wenn es um Klimarisiken und Net-Zero Verpflichtungen geht: dies spiegelt sich in ihrer Engagement Politik wider. Wenn Pensionseinrichtungen Investmentfonds halten, müssen sie sich bezüglich ihrer Engagements stärker mit Asset Managern abstimmen. Das bedeutet auch, dass Pensionseinrichtungen eine aktivere Rolle übernehmen sollen, indem sie ihre Asset Manager fragen, wie die Unternehmen, in die sie entweder direkt oder über einen Investmentfonds investieren, auf der Umstellung zu Net-Zero vorbereitet sind. Dazu müssen sie überprüfen, ob diese Pläne in die Strategie des jeweiligen Unternehmens integriert sind.

Schließlich müssen die Net-Zero Pläne in die regelmäßige Kommunikation mit den Teilnehmern der Altersvorsorgeeinrichtungen einbezogen werden. Dies fördert die Transparenz und das Vertrauen, die wichtige Werte sind, wenn es um die Berichterstattung über nachhaltigkeitsorientierte Ziele geht.

Wie geht es weiter?

Es wird immer deutlicher, dass das Thema Nachhaltigkeit wächst und sich schnell weiterentwickelt. Erst kürzlich nannte das Weltwirtschaftsforum den Verlust der biologischen Vielfalt, und den Zusammenbruch von Ökosystemen als das viertgrößte globale Risiko, nach den klimabedingten Risiken in den nächsten zehn Jahren. Die Bewältigung des Biodiversitätsrisikos wird ein weiterer Faktor sein, über den die bAV nachdenken muss. Rahmenwerke wie die ‚Task Force on Nature Related Financial Disclosures (TNFD)‘ sowie zusätzliche Datenanforderungen rund um die Natur müssen berücksichtigt werden.

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